Scania, das Klima und die Zukunft

Sie wollen bis 2050 emissionslos unterwegs sein, auf erneuerbare Energien und Antriebe umgestellt haben und sich dabei grüner und wirtschaftlicher positionieren als alle anderen LKW-Fabrikanten. Konkret: Sie wollen die Besten sein in der Logistikbranche, weltweit. Das sind die unbescheidenen Ziele von dem Konzern Scania aus Schweden.

 

Es scheint so ein Ding zu sein bei den Schweden, als Vorreiter in Sachen Klimaschutz aufzutreten. Sie haben eine funktionierende CO2-Steuer, Greta Thunberg und die umweltfreundlichsten LKW der Welt. Das bescheinigt der Green-Truck-Award aus dem Jahr 2019. Der Gewinnertruck ist ein Fahrzeug des Herstellers Scania. Auf 100 Kilometer verbraucht der 40 Tonner gerade einmal 23 Liter Treibstoff. Dabei ist er der schnellste der getesteten Trucks.

„Es ist schön, dass es das Pariser Klimaabkommen gibt, aber wir wollen besser sein, als das was verlangt wird“,  erklärt Volker Gaul, die Visionen des Konzerns. Die EU sieht vor, dass die Emissionen um 15 Prozent bis zum Jahr 2025 gesenkt zu haben, bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent. „Diese Vorgaben müssen wir deutlich unterschreiten.“ Gaul ist der Regionaldirekter des Unternehmens in Luxemburg.

Die Pathway Studie aus dem Scania White Paper bestätigt, dass das technisch möglich ist. Sie besagt: C02-Emissionen können um 20 Prozent reduziert werden, einfach indem man die bestehenden Transportsysteme optimiert und auf Biotreibstoffe umsattelt. Die Umstellung auf E-Mobilität sei die kostengünstigste Variante, die Klimaziele einzuhalten. Bereits im Jahr 2027 sei es günstiger elektrische LKW zu nutzen, als herkömmliche. Die Wissenschaftler der Studie weisen mehrmals darauf hin, dass die Umsetzung dieser Zukunftsvorstellungen schnell geschehen muss.

Und das nimmt das Unternehmen ernst. Es arbeitet mit Hochdruck und forscht an vielen verschiedenen Baustellen. Beispielsweise an der Entwicklung von Biotreibstoffen und an wirtschaftlich attraktiven Batterien. Aber auch an ungewöhnlichen Alternativen, die man bisher so nicht gesehen hat.

  

Durch innovative Alternativen die Klimaziele erreichen

Beispielsweise baute Scania, zusammen mit Siemens, eine Teststrecke mit elektrischer Oberleitung. So werden die LKW von oben mit Energie versorgt. Dann funktionieren die Fahrzeuge wie eine Straßenbahn, nur ohne Trassen und viel flexibler und umweltschonender. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass der Verschleiß viel geringer ist. Wobei Scania damit niemals ein Problem hatte. „Die Mechaniker beschweren sich, dass es bei unseren LKW nur Öl-Wechsel zu holen gibt“, erzählt Gaul. „Vor anderthalb Millionen Kilometern, wird gar nicht erst nach dem Motor geguckt.“ Diese Langlebigkeit ist nur deswegen gewährleistet, weil die LKW lange und ausgebiegig getestet werden, bevor sie auf dem Markt verfügbar sind.

Diese Testphase steht auch einem Prototyp noch bevor, dem Scania NXT. Scania entwickelt derzeit ein flexibles Fahrzeug, das sich verschiedenen Anforderungen anpasst. Morgens kann das Gefährt ein Bus sein, der die Kinder zur Schule bringt, vormittags ein Baustellenfahrzeug, das Schutt fährt, mittags wieder ein Schulbus und abends ein Fahrzeug, das anderweitig genutzt werden kann. Das Geheimnis ist ein spezielles Baukastensystem, das sich frei den Kundenwünschen anpassen kann. „Ein Fahrzeug ist nur dann wirtschaftlich wenn es nicht lange steht“, erklärt Gaul.

 

Ein Problem ist die Infrastruktur

„Die größte Arbeit wird aber sein, dass die neuen Technologien von den Menschen akzeptiert werden“, berichtet Gaul und führt fort: Solange es nicht die nötige Infrastruktur gibt, genügend Angebote zum Tanken, flächendeckend Gasanbieter und Starkstromanschlüsse, gebe es nicht so viele Abnehmer für die umweltfreundlichen Fahrzeuge. Die Politik sehe dagegen keinen Anlass die Infrastruktur in Luxemburg zu schaffen, solange es nicht genügend Fahrzeuge gibt, die darauf angewiesen sind. So sieht sich der Siegeszug der Technik mit Problemen konfrontiert, auf die die Hersteller keinen Einfluss haben. Die nächste Gastankstelle sei in Antwerpen. „In Belgien gehen die LKW dafür weg wie warme Semmeln“, erzählt Gaul.

Eine weitere Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Wenn nämlich die LKW elektrisch unterwegs sind, dann braucht es in den Werkstätten Starkstrommechaniker und Fachleute, die sich mit neuen Antrieben auskennen und mit Sensortechnik. Denn das autonome Fahren wird eine Rolle im Spritverbrauch spielen und – als angenehmer Nebeneffekt – noch zur Sicherheit auf den Straßen beitragen. Tests prognostizieren, dass es weniger Unfälle geben wird, weil die Sensoren deutlich früher reagieren, als es ein Mensch jemals tun könnte.

Derzeit bietet Scania Fahrerschulungen an, um den Verbrauch zu senken. Es gebe eine Menge Tricks, die helfen die Emissionen zu reduzieren, meint Gaul, der selbst lange Zeit solche Schulungen geleitet und konzipiert hat. Bei ihnen werden die Fahrer für vorrauschauendes Fahren sensibilisiert. „Man sieht direkt, wie sich der Verbrauch senkt“, spricht der Regionaldirektor aus Erfahrung.

„Wir können uns noch kein richtiges Bild machen, wie die Zukunft aussehen wird, aber die neuen Technologien haben Einfluss auf alles was wir bisher kennen.“ Am Ende wird es auf einen Mix aus all diesen Technologien herauslaufen, um das Klima zu retten und die Welt ein bisschen besser zu gestalten als sie heute ist. Erklärtes Ziel sei es, der Weltmarktführer in Sachen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit im Transportgewerbe zu bleiben. Der Green-Truck-Award ging übrigens auch schon 2018 an Scania. Und 2017.

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