Ein neuer Deckenträger für ein neues Büro

Die Firma Steffen Holzbau entwickelte ein Bauteil, das es bisher noch nicht gab. Für die Erfinder stand Flexibilität im Fokus. Mit ein bisschen Glück gibt es dafür bald ein Patent. Im neuen Bürogebäude ist die Firma schon zufrieden mit der neuen Konstruktion.

Anpassungsfähig, dynamisch und mobil zu sein, das sind Anforderungen an die moderne Arbeitswelt. „Wieso sollten wir diese Anforderungen nicht mal an Gebäude stellen?“, fragten sich Ingenieure des Unternehmens Steffen Holzbau s.a. und entwickelten, gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner, dem Statikbüro Phip International, ein Bauteil, das ganz neue Gebäudekonzepte ermöglicht. „Decke der Zukunft“, so nennt der Ingenieur Christian Leber die Erfindung salopp. Der Fachausdruck: „Weitgespannte Verbunddecke“. Durch diese Konstruktion, lässt sich die Gebäudenutzung extrem flexibel gestalten.

Innenwände können frei geplant und verändert werden. Das ist dann ein Vorteil, wenn sich die Raumanforderungen ändern. Braucht es etwa Büros in einem Gebäude, kann man schnell und leise Wände ziehen. Braucht es dagegen große Hallen zur Lagerung von Material, ist dieser Platz schnell geschaffen. Ohne das es zusätzliche Stützen braucht. Die Flexibilität geht soweit, dass auch weitere Geschosse problemlos aufgestockt werden können. Braucht man sie irgendwann nicht mehr, ist alles in kürzester Zeit demontiert.

Das Geheimnis besteht darin, dass die gesamte technische Gebäudeausrüstung, also z. B. Lüftungs- und Stromleitungen sowie die Netzwerkinfrastruktur nicht in die tragende Struktur integriert sind. Die Leitungen sind also nicht mehr im Beton, sondern in hölzernen Hohlräumen, die alle erdenklichen Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Es scheint überflüssig zu erwähnen, dass Holz der Hauptbaustoff ist, aus dem das Deckensystem besteht. Nachhaltigkeit ist nämlich das Credo der Firma. Und das System ermöglicht es, Gebäude äußerst langlebig zu gestalten. Weil es ein vergleichbares System nicht gibt, liegt das Konzept jetzt beim Patentamt. Es feiert sein Debut im neuen Bürogebäude der Firma, welches auf Anfrage auch gerne besichtigt werden kann.

 

„Ein Rohbau steht in zwei bis drei Wochen“

Mitte August mussten die Mitarbeiter umziehen. „Es wurde einfach zu klein“, meint Geschäftsführer Stephan Hostert „und da haben wir diese neue Konstruktion sofort ausprobieren können.“ Bisher funktioniere alles einwandfrei. Innerhalb eines Jahres war das 2.600 Quadratmeter große Gebäude geplant und aufgebaut worden. Diese Schnelligkeit sei nichts Ungewöhnliches bei Holzbauten. In der Regel seien sie etwa drei bis sechs Monate schneller fertiggestellt als ein Steinbau. Ein Rohbau stehe in zwei bis drei Wochen. Das liege daran, dass alle Konstruktionsteile schon fertiggestellt zur Baustelle geliefert werden und dort nur noch von den ausgebildeten Facharbeitern, montiert werden müssen, erklärt Mark Weber aus der Abteilung für Kalkulation und Marketing.

„Unsere hohe Qualität kann nur durch unsere Mitarbeiter und langjährigen Partner sichergestellt werden“, ist sich Weber sicher. Deswegen werde ihnen auch besondere Wertschätzung entgegengebracht. Als Weber durch das Gebäude läuft, grüßt er Anna, eine Reinigungskraft, beim Vornamen. „Das Du gehört zu unserer Unternehmensphilosophie.“ Für ihn ist das ein Indikator für den Erfolg des Unternehmens. Nicht das Duzen, sondern dass sich die Mitarbeiter und Chefs auf Augenhöhe begegnen und die Arbeit jedes Angestellten besonders wertgeschätzt wird. Das zeigt sich unter anderem im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Im angegliederten Gesundheitszentrum „aktiva“ dürfen die Mitarbeiter Sport machen, Kurse besuchen oder auch an einer Ernährungsberatung teilnehmen. Alles auf Kosten des Hauses. Die Bemühungen um das Wohlergehen der Angestellten, wurden auch schon mit dem Zertifikat „Entreprise Socialement Responsable“ gewürdigt.

Die Fürsorge für die Mitarbeiter hatte auch Einfluss auf die Planung des neuen Büros. „Stundenlang haben wir hier mit Fachleuten zusammengesessen und Konzepte durchgedacht, wie wir ein perfektes Arbeitsumfeld schaffen können, dass trotz der schlechten Akustikeines Großraumbüros eine gute Kommunikation ermöglicht“, erzählt Weber. Sie haben es geschafft. Mittels eines neuen Bürokonzeptes mit verschiedenen Arbeitszonen und Rückzugsmöglichkeiten hat jetzt jeder seine Ruhe, aber eben auch die Möglichkeit sich auf kurzen Wegen mit Kollegen auszutauschen.

 

„Jeder Werkstoff wird da benutzt, wo er sinnvoll ist“

Solches neu generierte Fachwissen, wie zur Reduzierung von Lärmbelästigung, geben sie natürlich auch weiter, wenn sie ihre Kunden beraten. Von der Planung bis zum schlüsselfertigen Objekt stehen sie ihren Auftraggebern als Partner zur Seite und beraten dabei kundenorientiert. Dabei ist Holz zwar immer der Werkstoff der ersten Wahl, aber manchmal bietet es sich an Stahl oder Beton hinzuzuziehen. Steffen Holzbau prüft sehr genau, welcher Materialmix aus statischen, wirtschaftlichen, ökologischen und ästhetischen Gesichtspunkten am ehesten in Frage kommt. „Jeder Werkstoff wird da benutzt, wo er sinnvoll ist“, erklärt Hostert. Als Faustregel gilt: „Umso höher die energetischen Anforderungen, desto besser wird Holz auf allen Ebenen“, erklärt Weber im Gespräch mit der Letzebuerger Gemengen.

 

„Umso höher die energetischen Anforderungen, desto besser wird Holz auf allen Ebenen“

„Holz steht für ein gesundes Raumklima, für geringe Heizkosten, für eine warme Atmosphäre und für Effizienz sowie Nachhaltigkeit“, schwärmt Hostert. Das gestiegene Umweltbewusstsein spiele dem Unternehmen dabei in die Karten. Was nämlich noch nicht erwähnt wurde: Holz speichert CO2 ein und wächst zuverlässig nach. Damit baut Steffen Holzbau also nicht nur Gebäude, die sich frei auf die Kundenwünsche anpassen lassen, man leistet mit der Errichtung von Holzbauten also obendrein auch noch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

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