Zukunftsmacher: Andere Banken braucht das Land!
Eine Banking-Initiative, die in 20 Jahren gut 50 Millionen Euro Kapital aufgebracht hat: Das klingt am Finanzplatz Luxemburg nicht besonders aufregend. Anders wirkt das, wenn man weiß, dass es sich um eine zivilgesellschaftliche Initiative handelt und auf der Basis strenger ethischer Kriterien gearbeitet wird. Etika feiert 2016 sein 20jähriges Bestehen.
Über den vom Verein etika in Zusammenarbeit mit der Spuerkeess eingerichteten alternativen Sparmechanismus werden Projekte mit sozialem oder ökologischem Mehrwert in fast jeder Gemeinde finanziert. Die gut 1150 Sparer/innen können sicher sein, dass ihr Geld nur in Projekte der Wiedereingliederung von Arbeitslosen, des sozialen Wohnungsbaus und Kultur oder aber der biologischen Landwirtschaft, des Erhalts der Biodiversität, der erneuerbaren Energie und Energieeffizienz in Luxemburg investiert werden. Beispiele sind die Förderung von Wassermühlen wie der Hessemillen oder der Bounsmillen, fünf großer Windparks wie Burer Bierg sowie Hybridbusse für Emile Weber oder Sales Lentz. All diese fast 200 Projekte, die von etika und der BCEE zinsvergünstigte Kredite erhalten haben, setzen sich für eine Zukunft ohne fossile Energien und Agroindustrie bzw. für ein solidarisches Miteinander im Gemeinwesen ein.
Bei einer ersten Jubiläumsveranstaltung am 25. April schauten sich gut 50 Interessierte im Beisein der Umweltministerin Carole Dieschbourg zehn von jungen Filmemachern gedrehte Kurzfilme zu Projekten wie Velosophie, Biekericher Geméisgaart, dem Kass-Haff, Co-Labor, Oikopolis oder EquiEnerCoop an, die unter dem Motto « Zukunftsmacher » für ein Wirtschaften ohne dominante Renditeorientierung stehen.
Wichtig ist dem von Institutionen wie der Caritas, dem Demeterbund, der ASTM oder Natur&Emwelt 1996 gegründeten Verein, dass über die Investitionen Transparenz hergestellt wird. So werden seit 2009 jährlich vier bis fünf kostenlose Tages-Radtouren angeboten, bei denen Projekte im Rahmen einer entspannten Fahrt durch die Natur besucht werden. Die nächsten Velotouren führen am 24 Juli zum Bio-Direktvermarktungsbetrieb „Les paniers de Sandrine“ in Munsbach und am 21. August zum Bio-Hof Scharll in Lellingen.
« Zukunftsmacher wie diese engagierten Unternehmer, aber auch neue Banken zur Finanzierung ihrer Bedürfnisse werden benötigt », findet etika-Präsidentin Magali Paulus. Sie erlebt und gestaltet etika als Teil einer weltweiten Bewegung. Daher hat etika am 7. Juni unter dem Motto « Neue Banken braucht das Land! » Vertreter ethischer Bankgründungsprojekte aus Österreich, Belgien und Frankreich eingeladen, ihre Erfahrungen auszutauschen. Am folgenden Tag haben sich Interessierte in einem Workshop unter Leitung von Christian Felber, dem wichtigsten Theoretiker der „Gemeinwohlökonomie“ , darüber Gedanken gemacht, ob und wie es möglich ist, Unternehmen stärker für ein Engagement für das Gemeinwohl zu interessieren.
Am 26 Juni hat etika dann mit und über 350 Besucher/innen auf dem Biohof der Familie Kass in Rollingen nicht nur in einem familiären Fest mit Musik, Hofführungen und Kinderprogramm 20 Jahre sozialökologischen Engagements gefeiert, sondern auch mit der Anwesenheit von zwei mobilen Bio-Verkaufsläden gezeigt werden, dass innovative Projekte mit sozialer oder ökologischer Zielsetzung auch ökonomisch Sinn Machen (siehe Foto).